Windpark Verenafohren kann durchstarten

Südkurier Artikel, 12.07.2017

Gemeinschaftswerk wird am Samstag mit großem Fest im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen eröffnet

Sie freuen sich über die Eröffnung des Windparks Verenafohren: (von links) Andreas Reinhardt (IG Hegauwind), Bene Müller (Solarcomplex), Bürgermeister Marian Schreier, der Radolfzeller OB Martin Staab, Bundestagsabgeordneter Andreas Jung, Regierungsrat Martin Kessler und Peter Sartena (IG Hegauwind). Bild: Sabine Tesche
Sie freuen sich über die Eröffnung des Windparks Verenafohren: (von links) Andreas Reinhardt (IG Hegauwind), Bene Müller (Solarcomplex), Bürgermeister Marian Schreier, der Radolfzeller OB Martin Staab, Bundestagsabgeordneter Andreas Jung, Regierungsrat Martin Kessler und Peter Sartena (IG Hegauwind). Bild: Sabine Tesche

Der Wind blies stilgerecht kräftig rund ums große Zelt mitten im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen. Auf dem Areal wird am nächsten Samstag mit einem öffentlichen Fest groß die Eröffnung des Windparks Verenafohren gefeiert. Die drei, an die 200 Meter hohen, 16,3 Euro Millionen teuren Windkraftanlagen sind die ersten im Landkreis Konstanz. Und das könnte auch lange so bleiben. Denn: Bei der Vorab-Vorstellung des Windparks Verenafohren mit Politikern, Medienvertretern und weiteren geladenen Gästen deutete CDU-Bundestagesabgeordneter Andreas Jung darauf hin, dass es aufgrund einer Gesetzesänderung bei neuen, deutschlandweiten Ausschreibungsverfahren sehr schwierig werde, in naher Zukunft nach Verenafohren weitere Schwachwindkraft-Anlagen zu bauen.
„Es kommen wohl eher Regionen zum Zug, in denen stärkerer Wind herrscht“ betonte Jung. Für die dringend nötige Energiewende müssten Alternativen geprüft werden. Dabei setze er nach dem Motto „Lasst tausend Dächer glühen“ vor allem auf Solarenergie, wenngleich es nicht leicht sei, genügend Flächen dafür zu finden. Jung würdigte den Windpark Wiechs als beeindruckendes Gemeinschaftswerk, mit großer Unterstützung der Bürger von Wiechs und auch mit der Beteiligung von schweizerischen Unternehmen.

Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier strich heraus, dass das Projekt ohne die Bewohner von Wiechs nicht möglich gewesen wäre. 82 Eigentümer von Privatwald-Grundstücken mussten für den Windpark angepachtet werden. „Verenafohren steht als Symbol für die Energiewende, aber auch für Veränderungen. Die sind auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen notwendig. Dort wird aber eher ängstlich agiert“, so Schreier. „Der Windpark Verenafohren ist keine Verschandelung der Landschaft, sondern Teil der ökologischen Leistungsfähigkeit“, erklärte der Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab in Vertretung der am Projekt beteiligten Stadtwerke.

„Seit Monaten ist der Windpark Verenafohren ein grenzüberschreitender Treffpunkt von Menschen aus der ganzen Region. Das imponiert mir besonders“, betonte Martin Kessler, der Verenafohren als Musterbeispiel von deutsch-schweizer Zusammenarbeit nannte. Wie Jung sieht Kessler durch die Volksabstimmung der Schweizer mit deutlicher Mehrheit für einen Ausstieg aus der Atom-Energie neue Chancen auf eine noch intensivere Zusammenarbeit. Einig waren sich die Redner darin, dass die teils heftigen, kontroversen Diskussionen um Windkraft-Anlagen nicht enden werden. Nun könne aber jeder vor Ort solche Anlagen selbst bewerten und nicht – wie bisher – nur theoretisch.

„Wir brauchen Alternativen zur Atom-Energie. Es können nicht alle erneuerbare Energien negativ bewertet werden, wie dies teils auch bei Biogas oder auch bei Solaranlagen geschieht“, betonte Bene Müller, Chef des Projektierers, des Singener Unternehmens Solarcomplex. „Ich bin erfreut und erleichtert, dass der Windpark nun ohne größeren Probleme in der Bauphase eröffnet werden kann. Bei den aufwendigen Vorarbeiten, wie Erstellen von Gutachten, Verhandlungen mit 82 Grundstückseigentümern oder Festlegen von Fahrtrouten, hätte schon ein kleines fehlendes Detail genügt, damit das Projekt gescheitert wäre“, so Bene Müller. „Es war eine kluge Entscheidung der vielen beteiligten Stadtwerke, sich für das Projekt zusammenschließen, um ein gutes wirtschaftliches Rückgrat zu schaffen“. so Müller.

Rund um die Windkraft-Anlagen auf Verenfohren

  • Die IG Hegauwind: Elf Mitglieder zählt die Interessengemeinschaft Hegauwind, darunter Stadtwerke der Region, Energieversorger und eine Bürgergenossenschaft.
  • Imposante Zahlen: 135 Meter hoch sind die Türme der drei Windräder auf Verenafohren, inklusive Rotorblättern ragen sie 199 Meter in die Höhe. 65 Meter Länge und 14 Tonnen Gewicht hat ein einzelnes Rotorblatt. Die extralangen Flügel sollen dafür sorgen, dass sich die Schwachwind-Anlage auch an Tagen dreht, an denen nur wenig Wind herrscht.
  • Leistung und Betrieb: 20 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr soll der Park bringen. Den Strom speist das Elektrizitätswerk Schaffhausen in Wiechs und Merishausen ins eigene Netz ein und gelangt teils direkt in die Haushalte, wie in Wiechs. Das EKS betreibt auch Netze in anderen Gemeinden des Hegaus und der Höri. Etwa 20 Jahre lang soll der Windpark in Betrieb bleiben können und insgesamt 400 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren.
  • Der Zugang: Der Windpark ist über Tengen am oberen Ortsende von Wiechs, Richtung Schlauch, zu erreichen. Von dort führt ein steiler Weg in Richtung Wald. Die Anlagen sind dann ausgeschildert. Einen Zugang gibt es auch vom ausgeschilderten Sportplatz Setze aus.
  • Das Windpark-Fest: Die IG Hegauwind feiert am Samstag, 15. Juli, von 13 bis 17 Uhr mit einem Windparkfest die Eröffnung der Anlagen. Bürgermeister Marian Schreier, Hegauwind-Geschäftsführer Andreas Reinhardt sowie Solarcomplex-Vorstand Bene Müller werden rund um das Projekt berichten. Vereine von Wiechs sorgen für Verköstigung. Der Musikverein Wiechs wird aufspielen. Es gibt eine Tombola und eine Hüpfburg. (vni/bit)

Verenafohren: Erstes Windrad ragt 200 Meter hoch aus dem Wald

Südkurier Artikel, 25.04.2017

Über tausend Besucher waren es nicht, wie beim kürzlichen Baustellenfest, doch immerhin gut 50 Interessierte verfolgten eine aufsehenerregende Aktion im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen.

Die Montage der fast 70 Meter langen Rotorblätter an der ersten von drei Windkraftanlagen auf Verenafohren konnte das Singener Unternehmen Solarcomplex als Projektierer nicht groß publik machen, da die spektakulären Arbeiten kurzfristig so gelegt werden mussten, dass sie Witterungseinflüssen standhalten konnten. Bloß nicht zuviel Wind, so hieß die Devise, um eine Maßnahme von immenser Dimension bewältigen zu können. Dabei soll aber der Wind bald über den Bäumen kräftig blasen, damit der 200 Meter hohe Windpark jede Menge erneuerbare Energie liefert.

Feinarbeit ist gefragt, bevor das Rotorblatt in die Höhe geht. | Bild: Konrad Preter
Feinarbeit ist gefragt, bevor das Rotorblatt in die Höhe geht. | Bild: Konrad Preter
Ein Rotorblatt steht im Walde: Der Flügel auf einer selbst fahrenden Lastzugmaschine wird kurzzeitig parkiert. | Bild: Albert Bittlingmaier
Ein Rotorblatt steht im Walde: Der Flügel auf einer selbst fahrenden Lastzugmaschine wird kurzzeitig parkiert. | Bild: Albert Bittlingmaier

Schon der Transport der Rotorblätter vom Lagerplatz im Oberdorf von Wiechs in den Wald hatte es in sich. Die aus speziellem Kunststoff angefertigten Teile wurden auf einem selbst fahrenden, langen Last-Transporter angeliefert. „Die Flügel mussten schräg gestellt werden, damit sie möglichst wenig dem Wind ausgesetzt waren“, schildert Christoph Tonder, Projektleiter bei Solarcomlex. Ein ferngesteuerter, gut 160 Meter hoher Kran verrichtete dann Maßarbeit. Gesichert durch Seile ging es in die Höhe. Spannung lag in der Luft, bis die Rotorblätter mit Stehbolzen an ihrer Spitze an die Nabe des Stahlrohrs über dem Maschinenhaus erfolgreich angedockt hatten. „Eine derartige Aktion ist aufgrund der riesigen Dimension auch für mich Neuland“, erklärt Christoph Tonder, der schon in Rheinland-Pfalz den Bau von Windkraft-Anlagen leitete.

 

 

„Nach dem Versetzen des Krans geht es an die nächste Anlage. Der genaue Zeitplan der weiteren Arbeiten hängt auch von der Witterung ab“, so Tonder. Ende dieser oder Anfang nächster Woche soll der Probebetrieb am ersten Windrad starten. „Ich bin beeindruckt, mit welcher Technik die Riesenteile transportiert und montiert werden“, sagt der Tengener Adelbert Zeller, der fast täglich die Windkraft-Baustellen inspiziert.

 

„Wir sind froh, dass bisher alles reibungslos verlaufen ist und der Zeitplan eingehalten wird“, betont der Tengener Bürgermeister Marian Schreier, der großen Rückhalt für das Projekt von den Bürgern aus Wiechs verspürt. Etwa 80 Waldbesitzer hatten Grundstücke verpachtet und Wegerechte eingeräumt. Bevor die Windenergie erste Erträge abwirft, klingeln bereits die Kassen bei den Vereinen von Wiechs. Sie stellen jedes Wochenende einen Getränke- und Würstchenstand bereit, um die zahlreichen Schaulustigen zu verköstigen.

Rund um die Windkraft-Anlagen Verenafohren

  • Das Projekt: Der Windpark Verena­fohren in Wiechs am Randen wurde in vierjähriger Zusammenarbeit von elf beteiligten Unternehmen, darunter etliche Stadtwerke in der Region, unter Federführung der Singener Firma Solarcomplex gemeinsam entwickelt. Die Betreibergesellschaft wurde unter dem Namen Hegauwind GmbH und Co. KG – Verenafohren beim Amtsgericht Freiburg in das Handelsregister eingetragen. Sitz der Gesellschaft ist Tengen. Die elf Kommanditisten sind zu gleichen Teilen an den Kosten und am Ertrag des Windparks beteiligt. Der Bau des Windparks Verenafohren ist mit insgesamt 16,3 Millionen Euro veranschlagt.
  • Die Leistung: Der Windpark Verenafohren soll laut Hegauwind und Projektierer Solarcomplex während der 20-jährigen Betriebsdauer etwa 400 Millionen Kilowatt-Strom produzieren und dadurch rund 20 000 Menschen mit regenerativer Energie versorgen.
  • Das Interesse: Der Bau des Windparks lockt zahlreiche Schaulustige in den Wald von Wiechs am Randen. Auch Wandergruppen pilgern dorthin. So wie nun auch die Hilzinger Senioren und sonstige Interessierte. Sie wandern am Donnerstag, 27. April, zum Windpark. Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Hilzinger Kirche. Die Wanderleitung hat Josef Wandinger vom Schwarzwaldverein Tengen.

Windkraftanlagen Verenafohren: 70-Meter-Rotorblatt fast auf Abwegen

Südkurier Artikel, 02.03.2017

Beim spektakulären grenzüberschreitenden Transport nach Wiechs am Randen gibt es einen kurzen Schockmoment.

Die drei im Bau befindlichen Windkraftanlagen im Waldgebiet Verenafohren hinterlassen auch auf der Straße aufsehenerregende Spuren. Es ist der zweite von drei Schwertransporten an diesem Vormittag in Wiechs am Randen, als es plötzlich passiert: Ein Rucken, ein metallenes Geräusch und dann Stillstand. Auf der kurvenreichen Straße beim Weiler Schlauch hängt ein 15 Tonnen schweres und 65 Meter langes Windrad-Rotorblatt am seidenen Faden. Die Verbindung zwischen Fahrzeug und Auflieger ist rausgerutscht. Schockmoment bei allen rund 30 Beteiligten der Transportfirma, Begleitwagen und Polizei. „So etwas habe ich in meiner beruflichen Laufbahn noch nie miterlebt“, berichtet Michael Barkowski, der die Fahrer nah begleitet.

Mächtig ragt das Windrad über den Spezialtransporter, der auf dem Weg in das Dorf Wiechs am Randen ist. Bilder: Sabine Tesche (4), Viktoria Nitzsche (2) | Bild: Sabine Tesche
Mächtig ragt das Windrad über den Spezialtransporter, der auf dem Weg in das Dorf Wiechs am Randen ist. Bilder: Sabine Tesche (4), Viktoria Nitzsche (2) | Bild: Sabine Tesche

Auch für Transportleiter Dieter Abt ist der Vorfall ein Novum: „So etwas darf einfach nicht passieren und ist es bisher auch nie – wenn das auf der Autobahn geschehen wäre, hätte es eine Katastrophe geben können.“ Die Mitarbeiter der Transportfirma schaffen es schließlich, dass sich das Gefährt wieder in Gang setzt. 15 Tonnen Rotorblatt, flankiert von Begleitwagen und Polizei aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, schieben sich in Schrittgeschwindigkeit den Berg hinauf zum Ortsrand von Wiechs. Es gilt an diesem Morgen, drei gigantische Rotorblätter über den schweizerischen Zoll in Bargen ein paar Kilometer nach Wiechs am Randen zu transportierten. Die haben es aber in sich. Das Spektakel lässt auch einige Schweizer Zöllner kurzzeitig staunend aus dem Alltag entfliehen.

Michael Barkowski betont, wie anspruchsvoll die Strecke für einen Schwertransport sei. „Da ist höchste Konzentration nötig“, erklärt er. Im Normalfall werde ein Lastenzug von nur einem Sicherungsfahrzeug begleitet.In dem knapp 400 Einwohner zählenden Tengener Stadtteil Wiechs am Randen haben sich rund 50 Schaulustige eingefunden, um das Schauspiel mitzuerleben. Unter ihnen die Ortsvorsteherin Gabriele Leichenauer. „Wir sind stolz und glücklich, dass das Projekt so gut verläuft“, schildert sie strahlend. Auch der Tengener Bürgermeister Schreier gibt sich zufrieden: „Etwas Vergleichbares gibt es im gesamten Landkreis nicht.“ Die extralangen Rotorblätter seien in der Region einmalig.

Viele Sicherheitsleute und Zuschauer verfolgen das Spektakel bei der Anlieferung der Rotorblätter im Oberdorf von Wiechs. | Bild: Sabine Tesche
Viele Sicherheitsleute und Zuschauer verfolgen das Spektakel bei der Anlieferung der Rotorblätter im Oberdorf von Wiechs. | Bild: Sabine Tesche

Am Ende des Morgens sind alle Einzelteile eines Windrades in Wiechs angekommen, an einem großen Lagerplatz im Oberdorf. „20 000 Euro hat der Transport der Rotorblätter gekostet. Kran und Straßensicherung schlugen mit jeweils rund 5000 Euro zu Buche, berichtet Transportleiter Abt. Ab dem 27. März soll mit der Montage aller drei Anlagen begonnen werden. Die Teile werden mit einem selbstfahrenden Spezialfahrzeug in den Wald gebracht, so Abt. Laut Projektleiter Christoph Tonder wird der Aufbau der Windräder etwa eine Woche dauern. Allein der Kran, der die Einzelteile zusammenfügt, müsse in 40 Laster-Ladungen angeliefert werden. Anfang April soll der Testbetrieb des Verenafohren-Windparks aufgenommen werden. „Das ist eine sinnvolle Investion für die Energiewende“, betont Bettina Böhler-Veit. „Die gesamten Arbeiten verfolgen wir mit großem Interesse. Wir haben die Windkraft zum großen Thema beim bunten Abend gemacht“, verraten Bruno Scheu und Sohn Tobias von der Grenzgeister-Zunft Wiechs.

Erstes Windrad wächst im Wiechser Wald in die Höhe

Südkurier Artikel, 12.12.2016

Der erste von drei Windradtürmen bringt es im Wald oberhalb von Wiechs am Randen schon auf über 50 Meter. Die Bauarbeiten liegen damit voll im Soll. Geplant ist, dass die fertige Anlage im Frühsommer 2017 ans Netz geht.

Rechts neben dem Turm ist das nächste Ringelement zu sehen, das die Windanlage bald schon aufstocken wird. | Bild: Sabine Tesche

Auf den umliegenden Talhängen sind noch Reste von Nebelschwaden auszumachen, doch in Wiechs strahlt bereits die Sonne. Am Ortsausgang oberhalb des Dorfs, schlendert ein einzelner Spaziergänger in den Wald. Alles wirkt ruhig an diesem Wintermorgen, wenn da nicht dieses durchdringende Geräusch wäre: Das tiefe, monotone Brummen von Aggregaten. Folgt man dem Klang einige hundert Meter weiter, tritt plötzlich eine Lichtung zwischen den Bäumen hervor.

Vier Männer in orangenfarbenen Arbeitsanzügen sind hier an einem Stapler beschäftigt. Ebenso viele Lastwagen und Baucontainer sorgen für die Begrenzung der kleinen Stadt, die in den vergangenen Wochen im Herzen des Wiechser Waldes entstanden ist. Über all dem zeigt sich der eigentliche Grund für das morgendliche Getöse: Das erste von drei Windrädern des neuen Windparks Verenafohren.

„Hallo, kann ich helfen?“ Ein junger Mann in grauem Pullover steigt aus dem Führerhaus seines Lastwagens. Jan Dobrovodsky ist der Polier der Baustelle. Seit einer Woche ist der Tscheche damit quasi der Bürgermeister dieser skurillen Waldstadt. Mit fünf weiteren Teammitgliedern ist er dafür verantwortlich, dass auf das Fundament Schicht für Schicht kreisförmige, weiße Betonelemente aufgetürmt werden. Dobrovodsky hat gute Laune. Heute ist es seiner Mannschaft gelungen, den ersten Arbeitsabschnitt abzuschließen. „Wir haben die ersten 13 Betonelemente auf das Fundament aufgeschichtet“, erklärt der 28-Jährige. Jedes besteht aus zwei Halbringen, die die Arbeiter zusammengefügt, mit einem Kran hochgezogen und befestigt haben.

Jetzt freuen sie sich auf ihre Mittagspause. Alle sind schon seit früh am Morgen auf der Baustelle. „Da war es noch stockfinster“, sagt Dobrovodsky, während er die Tür zum Baucontainer schließt. Zwischen Laptops, Helmen und Bauskizzen packt er sein Mittags-Vesper aus. „Anfangen können wir erst, wenn es hell ist. Sonst wäre es zu gefährlich“, erklärt er kauend. Sicherheit ist ein wichtiges Thema auf Verenafohren. „Das Erste, was ich morgens mache, ist, eine Windgeschwindigkeitsmessung“, erzählt der Polier. „Nur wenn es nicht zu stark weht, darf der Kran überhaupt eingesetzt werden.“ Das gewinnt täglich an Relevanz. Denn mittlerweile ist der erste der drei Windkrafttürme schon auf über 50 Meter angewachsen.

„In der nächsten Phase werden sieben kreisrunde Segmente aufgeschichtet“, erklärt Dobrovodsky. Eines ist schon angeliefert worden. Rechts neben dem Turm wartet das tonnenschwere Fertigteil darauf, verbaut zu werden. Noch diese Woche will Dobrovodskys die Arbeit an Turm eins abschließen. Er wäre dann 134 Meter hoch. Bis Weihnachten sollen die Betonring-Elemente auch an Turm zwei montiert sein. „So will es zumindest mein Chef“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

An der heutigen Baustelle wird dann das nächste Team übernehmen. Die Männer werden zwei dreißig Meter lange Stahlrohrteile auf dem Turm anbringen, an denen im März die Rotorblätter der Windanlage befestigt werden. „Außerdem kümmert sich dieses Team um die Stabilität der Konstruktion.“ Wie das funktioniert, zeigt Dobrovodsky im Inneren der Windenergieanlage. Der Baustellenchef betritt den dunklen Bauch des im Moment noch nach oben geöffneten Turms. „Hier werden 25 Stahlseile angebracht“, beschreibt er, während ein tiefes Echo seine Worte begleitet. „Sie werden im Boden vertäut und fest gespannt – ähnlich wie man das bei vielen Brückenkonstruktionen macht.“

Dobrovodsky zeigt seine Baustelle gerne. Zahlreiche Interessierte aus Wiechs waren schon vor Ort, erzählt er. „Viele machen auch Fotos.“ Ganz selten habe er es auch mit Kritikern des Projekts zu tun. „Ich habe Verständnis für diese Leute, aber ich bin kein Politiker. Ich bin für den Bau verantwortlich.“ Und der wird noch etwas andauern. In der vierten Kalenderwoche des kommenden Jahres möchte Dobrovodsky die letzten Betonringe an Turm drei installiert haben.

Das Projekt

Der Windpark Verenafohren liegt auf der Gemarkung des Tengener Ortsteiles Wiechs, auf einem bewaldeten Höhenzug nahe der Schweizer Grenze. Drei 200 Meter hohe Anlagen werden dort gebaut. Bis Mitte nächsten Jahres sollen sie in Betrieb gehen. In der Planungsphase wurden mit 82 Eigentümern Pachtverträge über 220 Grundstücke abgeschlossen. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 16,5 Millionen Euro. Betreiber ist die Hegauwind GmbH und Co.KG – Verenafohren.

Montage des ersten Windkraft-Turms auf Verenafohren am Montag

Südkurier Artikel, 02.12.2016

Die Montage des ersten Windkraft-Turms soll am Montag auf Verenafohren im Tengener Stadtteil Wiechs am Randen beginnen.

Die Teilfreigabe für weitere Arbeiten im Windpark Verenafohren des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen ist jüngst erfolgt. Nun geht es an einen weiteren wichtigen Schritt beim Bau der drei Windkraft-Anlagen im Wald von Wiechs, die eine Höhe von 200 Metern aufweisen werden. Große Spezialtransporter haben bereits Betonhalbschalen-Teile angefahren und am oberen Ortseingang des Grenzdorfes gelagert. Am kommenden Montag, 5. Dezember, soll es mit der Montage des ersten Turms losgehen. „Das trockene Wetter spielt mit. Wir befinden uns voll im Zeitplan“, schildert Projektleiter Christoph Tonder vom Singener Energie-Unternehmen Solarcomplex. Es führt den Bau mit Spezialfirmen aus und gehört zu den Anteilseignern der Hegauwind Gesellschaft, die den 16,5 Millionen Euro teuren Windpark finanziert und betreibt.

Der riesige Kran steht bereits am ersten der drei Windkraft-Standorte mitten im Wald von Wiechs. Dort bietet sich das Bild einer Großbaustelle. „Bis in zwei Wochen sollte der Betonteil des ersten Turmes stehen. Dazu werden 20 bis 25 Laster-Transporte von Betonhalbschalen notwendig sein. Diese sind bis zu 60 Tonnen schwer“, so Tonder. „Die Arbeiten erfolgen fast witterungsunabhängig. Nur bei Schneefall können die Laster wegen Glättegefahr nicht fahren“, erklärt er. Bei winterlichen Verhältnissen müsse der Räumdienst tätig werden. Dann könnten die Spezial-Laster problemlos die drei Standorte der Windkraftanlagen anfahren. „Wenn die 134 Meter hohen Betontürme stehen, werden sie um jeweils zwei dreißig Meter Stahlrohrteile erhöht, bevor dann im März die Rotorblätter montiert werden“, so Tonder.

Bei den teils spektakulären Arbeiten werden etliche Schaulustige erwartet. Beim kürzlichen Baustellenfest fanden einige hundert Interessierte den Weg in den Wald von Wiechs. Das Projekt hat eine besonders kleinteilige Eigentümerstruktur: 226 Grundstücke von insgesamt 82 Eigentümern auf 82 Hektar Fläche mussten für den Windpark und die Zuwegung angepachtet werden.

„Alles läuft nach Plan. Die Teilfreigabe ist rechtzeitig erfolgt. Auch eine für den weiteren Bauabschnitt noch fehlende sollte nur eine Formalität sein“, sagt Peter Sartena, einer der beiden Geschäftsführer von Hegauwind. Das Verwaltungsgericht Freiburg hatte die Klage eines Eigentümers abgelehnt. Das Argument, eine Windkraft-Anlage werde zu nahe an ein Jugendheim gebaut, fand keine Gültigkeit.

So geht es weiter

Nach Fertigstellung der Betonfundamente sollen die Türme der Windräder, falls die Witterungsumstände passen, bis Ende Januar stehen. Obenauf kommt dann das Stahlsegment mit der Gondel. Darin befindet sich das Herz jedes Windrades, nämlich das Maschinenhaus mit Rotor. Im März dann, so teilt die Hegauwind Gesellschaft mit, folgt die Montage der 65 Meter langen Rotorblätter. Dies verspricht ein besonderes Spektakel, weil sie am alten Zollhaus in Wiechs auf einen Spezialtransporter, einer riesigen Plattform auf Rädern, umgeladen werden müssen. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten müssen die Rotorblätter zum Transport zu den jeweiligen Standorten auf den Verenafohren senkrecht aufgestellt werden, was hydraulisch geschehen wird. Nach der Fertigstellung im Mai erfolgt der mehrwöchige Probetrieb, bis schließlich im Juni oder Juli der Regelbetrieb der drei Windkraft-Anlagen raufgenommen werden wird.

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