Südkurier Artikel, 12.07.2017
Gemeinschaftswerk wird am Samstag mit großem Fest im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen eröffnet
Der Wind blies stilgerecht kräftig rund ums große Zelt mitten im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen. Auf dem Areal wird am nächsten Samstag mit einem öffentlichen Fest groß die Eröffnung des Windparks Verenafohren gefeiert. Die drei, an die 200 Meter hohen, 16,3 Euro Millionen teuren Windkraftanlagen sind die ersten im Landkreis Konstanz. Und das könnte auch lange so bleiben. Denn: Bei der Vorab-Vorstellung des Windparks Verenafohren mit Politikern, Medienvertretern und weiteren geladenen Gästen deutete CDU-Bundestagesabgeordneter Andreas Jung darauf hin, dass es aufgrund einer Gesetzesänderung bei neuen, deutschlandweiten Ausschreibungsverfahren sehr schwierig werde, in naher Zukunft nach Verenafohren weitere Schwachwindkraft-Anlagen zu bauen.
„Es kommen wohl eher Regionen zum Zug, in denen stärkerer Wind herrscht“ betonte Jung. Für die dringend nötige Energiewende müssten Alternativen geprüft werden. Dabei setze er nach dem Motto „Lasst tausend Dächer glühen“ vor allem auf Solarenergie, wenngleich es nicht leicht sei, genügend Flächen dafür zu finden. Jung würdigte den Windpark Wiechs als beeindruckendes Gemeinschaftswerk, mit großer Unterstützung der Bürger von Wiechs und auch mit der Beteiligung von schweizerischen Unternehmen.
Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier strich heraus, dass das Projekt ohne die Bewohner von Wiechs nicht möglich gewesen wäre. 82 Eigentümer von Privatwald-Grundstücken mussten für den Windpark angepachtet werden. „Verenafohren steht als Symbol für die Energiewende, aber auch für Veränderungen. Die sind auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen notwendig. Dort wird aber eher ängstlich agiert“, so Schreier. „Der Windpark Verenafohren ist keine Verschandelung der Landschaft, sondern Teil der ökologischen Leistungsfähigkeit“, erklärte der Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab in Vertretung der am Projekt beteiligten Stadtwerke.
„Seit Monaten ist der Windpark Verenafohren ein grenzüberschreitender Treffpunkt von Menschen aus der ganzen Region. Das imponiert mir besonders“, betonte Martin Kessler, der Verenafohren als Musterbeispiel von deutsch-schweizer Zusammenarbeit nannte. Wie Jung sieht Kessler durch die Volksabstimmung der Schweizer mit deutlicher Mehrheit für einen Ausstieg aus der Atom-Energie neue Chancen auf eine noch intensivere Zusammenarbeit. Einig waren sich die Redner darin, dass die teils heftigen, kontroversen Diskussionen um Windkraft-Anlagen nicht enden werden. Nun könne aber jeder vor Ort solche Anlagen selbst bewerten und nicht – wie bisher – nur theoretisch.
„Wir brauchen Alternativen zur Atom-Energie. Es können nicht alle erneuerbare Energien negativ bewertet werden, wie dies teils auch bei Biogas oder auch bei Solaranlagen geschieht“, betonte Bene Müller, Chef des Projektierers, des Singener Unternehmens Solarcomplex. „Ich bin erfreut und erleichtert, dass der Windpark nun ohne größeren Probleme in der Bauphase eröffnet werden kann. Bei den aufwendigen Vorarbeiten, wie Erstellen von Gutachten, Verhandlungen mit 82 Grundstückseigentümern oder Festlegen von Fahrtrouten, hätte schon ein kleines fehlendes Detail genügt, damit das Projekt gescheitert wäre“, so Bene Müller. „Es war eine kluge Entscheidung der vielen beteiligten Stadtwerke, sich für das Projekt zusammenschließen, um ein gutes wirtschaftliches Rückgrat zu schaffen“. so Müller.
Rund um die Windkraft-Anlagen auf Verenfohren
- Die IG Hegauwind: Elf Mitglieder zählt die Interessengemeinschaft Hegauwind, darunter Stadtwerke der Region, Energieversorger und eine Bürgergenossenschaft.
- Imposante Zahlen: 135 Meter hoch sind die Türme der drei Windräder auf Verenafohren, inklusive Rotorblättern ragen sie 199 Meter in die Höhe. 65 Meter Länge und 14 Tonnen Gewicht hat ein einzelnes Rotorblatt. Die extralangen Flügel sollen dafür sorgen, dass sich die Schwachwind-Anlage auch an Tagen dreht, an denen nur wenig Wind herrscht.
- Leistung und Betrieb: 20 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr soll der Park bringen. Den Strom speist das Elektrizitätswerk Schaffhausen in Wiechs und Merishausen ins eigene Netz ein und gelangt teils direkt in die Haushalte, wie in Wiechs. Das EKS betreibt auch Netze in anderen Gemeinden des Hegaus und der Höri. Etwa 20 Jahre lang soll der Windpark in Betrieb bleiben können und insgesamt 400 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren.
- Der Zugang: Der Windpark ist über Tengen am oberen Ortsende von Wiechs, Richtung Schlauch, zu erreichen. Von dort führt ein steiler Weg in Richtung Wald. Die Anlagen sind dann ausgeschildert. Einen Zugang gibt es auch vom ausgeschilderten Sportplatz Setze aus.
- Das Windpark-Fest: Die IG Hegauwind feiert am Samstag, 15. Juli, von 13 bis 17 Uhr mit einem Windparkfest die Eröffnung der Anlagen. Bürgermeister Marian Schreier, Hegauwind-Geschäftsführer Andreas Reinhardt sowie Solarcomplex-Vorstand Bene Müller werden rund um das Projekt berichten. Vereine von Wiechs sorgen für Verköstigung. Der Musikverein Wiechs wird aufspielen. Es gibt eine Tombola und eine Hüpfburg. (vni/bit)