Windkraftanlagen Verenafohren: 70-Meter-Rotorblatt fast auf Abwegen

Südkurier Artikel, 02.03.2017

Beim spektakulären grenzüberschreitenden Transport nach Wiechs am Randen gibt es einen kurzen Schockmoment.

Die drei im Bau befindlichen Windkraftanlagen im Waldgebiet Verenafohren hinterlassen auch auf der Straße aufsehenerregende Spuren. Es ist der zweite von drei Schwertransporten an diesem Vormittag in Wiechs am Randen, als es plötzlich passiert: Ein Rucken, ein metallenes Geräusch und dann Stillstand. Auf der kurvenreichen Straße beim Weiler Schlauch hängt ein 15 Tonnen schweres und 65 Meter langes Windrad-Rotorblatt am seidenen Faden. Die Verbindung zwischen Fahrzeug und Auflieger ist rausgerutscht. Schockmoment bei allen rund 30 Beteiligten der Transportfirma, Begleitwagen und Polizei. „So etwas habe ich in meiner beruflichen Laufbahn noch nie miterlebt“, berichtet Michael Barkowski, der die Fahrer nah begleitet.

Mächtig ragt das Windrad über den Spezialtransporter, der auf dem Weg in das Dorf Wiechs am Randen ist. Bilder: Sabine Tesche (4), Viktoria Nitzsche (2) | Bild: Sabine Tesche
Mächtig ragt das Windrad über den Spezialtransporter, der auf dem Weg in das Dorf Wiechs am Randen ist. Bilder: Sabine Tesche (4), Viktoria Nitzsche (2) | Bild: Sabine Tesche

Auch für Transportleiter Dieter Abt ist der Vorfall ein Novum: „So etwas darf einfach nicht passieren und ist es bisher auch nie – wenn das auf der Autobahn geschehen wäre, hätte es eine Katastrophe geben können.“ Die Mitarbeiter der Transportfirma schaffen es schließlich, dass sich das Gefährt wieder in Gang setzt. 15 Tonnen Rotorblatt, flankiert von Begleitwagen und Polizei aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, schieben sich in Schrittgeschwindigkeit den Berg hinauf zum Ortsrand von Wiechs. Es gilt an diesem Morgen, drei gigantische Rotorblätter über den schweizerischen Zoll in Bargen ein paar Kilometer nach Wiechs am Randen zu transportierten. Die haben es aber in sich. Das Spektakel lässt auch einige Schweizer Zöllner kurzzeitig staunend aus dem Alltag entfliehen.

Michael Barkowski betont, wie anspruchsvoll die Strecke für einen Schwertransport sei. „Da ist höchste Konzentration nötig“, erklärt er. Im Normalfall werde ein Lastenzug von nur einem Sicherungsfahrzeug begleitet.In dem knapp 400 Einwohner zählenden Tengener Stadtteil Wiechs am Randen haben sich rund 50 Schaulustige eingefunden, um das Schauspiel mitzuerleben. Unter ihnen die Ortsvorsteherin Gabriele Leichenauer. „Wir sind stolz und glücklich, dass das Projekt so gut verläuft“, schildert sie strahlend. Auch der Tengener Bürgermeister Schreier gibt sich zufrieden: „Etwas Vergleichbares gibt es im gesamten Landkreis nicht.“ Die extralangen Rotorblätter seien in der Region einmalig.

Viele Sicherheitsleute und Zuschauer verfolgen das Spektakel bei der Anlieferung der Rotorblätter im Oberdorf von Wiechs. | Bild: Sabine Tesche
Viele Sicherheitsleute und Zuschauer verfolgen das Spektakel bei der Anlieferung der Rotorblätter im Oberdorf von Wiechs. | Bild: Sabine Tesche

Am Ende des Morgens sind alle Einzelteile eines Windrades in Wiechs angekommen, an einem großen Lagerplatz im Oberdorf. „20 000 Euro hat der Transport der Rotorblätter gekostet. Kran und Straßensicherung schlugen mit jeweils rund 5000 Euro zu Buche, berichtet Transportleiter Abt. Ab dem 27. März soll mit der Montage aller drei Anlagen begonnen werden. Die Teile werden mit einem selbstfahrenden Spezialfahrzeug in den Wald gebracht, so Abt. Laut Projektleiter Christoph Tonder wird der Aufbau der Windräder etwa eine Woche dauern. Allein der Kran, der die Einzelteile zusammenfügt, müsse in 40 Laster-Ladungen angeliefert werden. Anfang April soll der Testbetrieb des Verenafohren-Windparks aufgenommen werden. „Das ist eine sinnvolle Investion für die Energiewende“, betont Bettina Böhler-Veit. „Die gesamten Arbeiten verfolgen wir mit großem Interesse. Wir haben die Windkraft zum großen Thema beim bunten Abend gemacht“, verraten Bruno Scheu und Sohn Tobias von der Grenzgeister-Zunft Wiechs.

Erstes Windrad wächst im Wiechser Wald in die Höhe

Südkurier Artikel, 12.12.2016

Der erste von drei Windradtürmen bringt es im Wald oberhalb von Wiechs am Randen schon auf über 50 Meter. Die Bauarbeiten liegen damit voll im Soll. Geplant ist, dass die fertige Anlage im Frühsommer 2017 ans Netz geht.

Rechts neben dem Turm ist das nächste Ringelement zu sehen, das die Windanlage bald schon aufstocken wird. | Bild: Sabine Tesche

Auf den umliegenden Talhängen sind noch Reste von Nebelschwaden auszumachen, doch in Wiechs strahlt bereits die Sonne. Am Ortsausgang oberhalb des Dorfs, schlendert ein einzelner Spaziergänger in den Wald. Alles wirkt ruhig an diesem Wintermorgen, wenn da nicht dieses durchdringende Geräusch wäre: Das tiefe, monotone Brummen von Aggregaten. Folgt man dem Klang einige hundert Meter weiter, tritt plötzlich eine Lichtung zwischen den Bäumen hervor.

Vier Männer in orangenfarbenen Arbeitsanzügen sind hier an einem Stapler beschäftigt. Ebenso viele Lastwagen und Baucontainer sorgen für die Begrenzung der kleinen Stadt, die in den vergangenen Wochen im Herzen des Wiechser Waldes entstanden ist. Über all dem zeigt sich der eigentliche Grund für das morgendliche Getöse: Das erste von drei Windrädern des neuen Windparks Verenafohren.

„Hallo, kann ich helfen?“ Ein junger Mann in grauem Pullover steigt aus dem Führerhaus seines Lastwagens. Jan Dobrovodsky ist der Polier der Baustelle. Seit einer Woche ist der Tscheche damit quasi der Bürgermeister dieser skurillen Waldstadt. Mit fünf weiteren Teammitgliedern ist er dafür verantwortlich, dass auf das Fundament Schicht für Schicht kreisförmige, weiße Betonelemente aufgetürmt werden. Dobrovodsky hat gute Laune. Heute ist es seiner Mannschaft gelungen, den ersten Arbeitsabschnitt abzuschließen. „Wir haben die ersten 13 Betonelemente auf das Fundament aufgeschichtet“, erklärt der 28-Jährige. Jedes besteht aus zwei Halbringen, die die Arbeiter zusammengefügt, mit einem Kran hochgezogen und befestigt haben.

Jetzt freuen sie sich auf ihre Mittagspause. Alle sind schon seit früh am Morgen auf der Baustelle. „Da war es noch stockfinster“, sagt Dobrovodsky, während er die Tür zum Baucontainer schließt. Zwischen Laptops, Helmen und Bauskizzen packt er sein Mittags-Vesper aus. „Anfangen können wir erst, wenn es hell ist. Sonst wäre es zu gefährlich“, erklärt er kauend. Sicherheit ist ein wichtiges Thema auf Verenafohren. „Das Erste, was ich morgens mache, ist, eine Windgeschwindigkeitsmessung“, erzählt der Polier. „Nur wenn es nicht zu stark weht, darf der Kran überhaupt eingesetzt werden.“ Das gewinnt täglich an Relevanz. Denn mittlerweile ist der erste der drei Windkrafttürme schon auf über 50 Meter angewachsen.

„In der nächsten Phase werden sieben kreisrunde Segmente aufgeschichtet“, erklärt Dobrovodsky. Eines ist schon angeliefert worden. Rechts neben dem Turm wartet das tonnenschwere Fertigteil darauf, verbaut zu werden. Noch diese Woche will Dobrovodskys die Arbeit an Turm eins abschließen. Er wäre dann 134 Meter hoch. Bis Weihnachten sollen die Betonring-Elemente auch an Turm zwei montiert sein. „So will es zumindest mein Chef“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

An der heutigen Baustelle wird dann das nächste Team übernehmen. Die Männer werden zwei dreißig Meter lange Stahlrohrteile auf dem Turm anbringen, an denen im März die Rotorblätter der Windanlage befestigt werden. „Außerdem kümmert sich dieses Team um die Stabilität der Konstruktion.“ Wie das funktioniert, zeigt Dobrovodsky im Inneren der Windenergieanlage. Der Baustellenchef betritt den dunklen Bauch des im Moment noch nach oben geöffneten Turms. „Hier werden 25 Stahlseile angebracht“, beschreibt er, während ein tiefes Echo seine Worte begleitet. „Sie werden im Boden vertäut und fest gespannt – ähnlich wie man das bei vielen Brückenkonstruktionen macht.“

Dobrovodsky zeigt seine Baustelle gerne. Zahlreiche Interessierte aus Wiechs waren schon vor Ort, erzählt er. „Viele machen auch Fotos.“ Ganz selten habe er es auch mit Kritikern des Projekts zu tun. „Ich habe Verständnis für diese Leute, aber ich bin kein Politiker. Ich bin für den Bau verantwortlich.“ Und der wird noch etwas andauern. In der vierten Kalenderwoche des kommenden Jahres möchte Dobrovodsky die letzten Betonringe an Turm drei installiert haben.

Das Projekt

Der Windpark Verenafohren liegt auf der Gemarkung des Tengener Ortsteiles Wiechs, auf einem bewaldeten Höhenzug nahe der Schweizer Grenze. Drei 200 Meter hohe Anlagen werden dort gebaut. Bis Mitte nächsten Jahres sollen sie in Betrieb gehen. In der Planungsphase wurden mit 82 Eigentümern Pachtverträge über 220 Grundstücke abgeschlossen. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 16,5 Millionen Euro. Betreiber ist die Hegauwind GmbH und Co.KG – Verenafohren.

Montage des ersten Windkraft-Turms auf Verenafohren am Montag

Südkurier Artikel, 02.12.2016

Die Montage des ersten Windkraft-Turms soll am Montag auf Verenafohren im Tengener Stadtteil Wiechs am Randen beginnen.

Die Teilfreigabe für weitere Arbeiten im Windpark Verenafohren des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen ist jüngst erfolgt. Nun geht es an einen weiteren wichtigen Schritt beim Bau der drei Windkraft-Anlagen im Wald von Wiechs, die eine Höhe von 200 Metern aufweisen werden. Große Spezialtransporter haben bereits Betonhalbschalen-Teile angefahren und am oberen Ortseingang des Grenzdorfes gelagert. Am kommenden Montag, 5. Dezember, soll es mit der Montage des ersten Turms losgehen. „Das trockene Wetter spielt mit. Wir befinden uns voll im Zeitplan“, schildert Projektleiter Christoph Tonder vom Singener Energie-Unternehmen Solarcomplex. Es führt den Bau mit Spezialfirmen aus und gehört zu den Anteilseignern der Hegauwind Gesellschaft, die den 16,5 Millionen Euro teuren Windpark finanziert und betreibt.

Der riesige Kran steht bereits am ersten der drei Windkraft-Standorte mitten im Wald von Wiechs. Dort bietet sich das Bild einer Großbaustelle. „Bis in zwei Wochen sollte der Betonteil des ersten Turmes stehen. Dazu werden 20 bis 25 Laster-Transporte von Betonhalbschalen notwendig sein. Diese sind bis zu 60 Tonnen schwer“, so Tonder. „Die Arbeiten erfolgen fast witterungsunabhängig. Nur bei Schneefall können die Laster wegen Glättegefahr nicht fahren“, erklärt er. Bei winterlichen Verhältnissen müsse der Räumdienst tätig werden. Dann könnten die Spezial-Laster problemlos die drei Standorte der Windkraftanlagen anfahren. „Wenn die 134 Meter hohen Betontürme stehen, werden sie um jeweils zwei dreißig Meter Stahlrohrteile erhöht, bevor dann im März die Rotorblätter montiert werden“, so Tonder.

Bei den teils spektakulären Arbeiten werden etliche Schaulustige erwartet. Beim kürzlichen Baustellenfest fanden einige hundert Interessierte den Weg in den Wald von Wiechs. Das Projekt hat eine besonders kleinteilige Eigentümerstruktur: 226 Grundstücke von insgesamt 82 Eigentümern auf 82 Hektar Fläche mussten für den Windpark und die Zuwegung angepachtet werden.

„Alles läuft nach Plan. Die Teilfreigabe ist rechtzeitig erfolgt. Auch eine für den weiteren Bauabschnitt noch fehlende sollte nur eine Formalität sein“, sagt Peter Sartena, einer der beiden Geschäftsführer von Hegauwind. Das Verwaltungsgericht Freiburg hatte die Klage eines Eigentümers abgelehnt. Das Argument, eine Windkraft-Anlage werde zu nahe an ein Jugendheim gebaut, fand keine Gültigkeit.

So geht es weiter

Nach Fertigstellung der Betonfundamente sollen die Türme der Windräder, falls die Witterungsumstände passen, bis Ende Januar stehen. Obenauf kommt dann das Stahlsegment mit der Gondel. Darin befindet sich das Herz jedes Windrades, nämlich das Maschinenhaus mit Rotor. Im März dann, so teilt die Hegauwind Gesellschaft mit, folgt die Montage der 65 Meter langen Rotorblätter. Dies verspricht ein besonderes Spektakel, weil sie am alten Zollhaus in Wiechs auf einen Spezialtransporter, einer riesigen Plattform auf Rädern, umgeladen werden müssen. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten müssen die Rotorblätter zum Transport zu den jeweiligen Standorten auf den Verenafohren senkrecht aufgestellt werden, was hydraulisch geschehen wird. Nach der Fertigstellung im Mai erfolgt der mehrwöchige Probetrieb, bis schließlich im Juni oder Juli der Regelbetrieb der drei Windkraft-Anlagen raufgenommen werden wird.

Hunderte Besucher inspizieren Windpark

Südkurier Artikel, 20.11.2016

Riesiges Interesse herrschte beim Tag der offenen Baustelle auf den Verenafohren im Tengener Stadtteil Wiechs am Randen.

Zahlreiche Besucher fanden den Weg hinauf zu den Verenafohren und informierten sich vor Ort über den Baufortschritt der Windkraftanlage – im Hintergrund der schwere Hydraulik-Kran. | Bild: Elmar Veeser
Zahlreiche Besucher fanden den Weg hinauf zu den Verenafohren und informierten sich vor Ort über den Baufortschritt der Windkraftanlage – im Hintergrund der schwere Hydraulik-Kran. | Bild: Elmar Veeser

Trotz des nasskalten, typischen Novemberwetters waren hunderte Besucher der Einladung der Betreibergesellschaft IG Hegauwind gefolgt, um sich am Tag der offenen Baustelle ein persönliches Bild vom Stand Großprojektes Windpark Verenafohren machen zu können. Nach etwa 1,5 Kilometer Fußmarsch durch den spätherbstlichen Wald und nach Überwindung von einhundert Höhenmetern konnten sich die Besucher bei Glühwein und Wurstwecken davon überzeugen, dass die schweren Fundamente der Windräder mit je 600 Kubikmeter Beton und einem Gewicht von 2000 Tonnen inzwischen stehen.

Bene Müller, Vorstand für Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit der Singener Firma Solarcomplex, prognostizierte den Regelbetrieb der Windkraftanlage für Juli 2017. „Der produzierte Strom gelangt dann über Erdkabel, die während des Wegeausbaus zu den Windradstandorten verlegt wurden, mit Anschlüssen in der Nähe von Wiechs und Merishausen in der Schweiz ins Verteilnetz“, erklärte Müller. Er versicherte, dass während des Betriebs der Geräuschpegel so niedrig sei, dass auch im nächstgelegenen Ort, in Wiechs, nichts zu hören sein werde. Den recht großen Abstand von etwa einem Kilometer zwischen den drei Windrädern erklärte Müller damit, dass die schiere Größe der Anlagen starken Windwiderstand böten, der zu solchen Windverwirbelungen und Turbulenzen führen könne, dass sich die Windanlagen bei zu großer Nähe möglicherweise gegenseitig im Betrieb stören würden. „Der Waldverbrauch beziehungsweise die gerodete Fläche für die Windkraftanlage beträgt für alle drei Windräder inklusive der verbreiterten Waldzufahrten 2,9 Hektar“, ergänzte Müller.

Bene Müller (links) von der Firma Solarcomplex, der Tengener Bürgermeister Marian Schreier und der Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, Andreas Reinhardt (rechts), standen auf den Verenafohren (im Bild bei den Beton-Fundamenten) Rede und Antwort. | Bild: Elmar Veeser
Bene Müller (links) von der Firma Solarcomplex, der Tengener Bürgermeister Marian Schreier und der Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, Andreas Reinhardt (rechts), standen auf den Verenafohren (im Bild bei den Beton-Fundamenten) Rede und Antwort. | Bild: Elmar Veeser

Bürgermeister Marian Schreier betonte, dass Tengen durch stadteigene Wiederaufforstungsflächen an verschiedenen Standorten den Waldverlust auf den Verenafohren mehr als kompensieren werde. Es erfülle ihn mit Genugtuung, so Schreier, dass die Wiechser Bürger sich mit dem Windpark-Projekt identifizierten. Als Indiz dafür verwies er auf die beim Tag der offenen Baustelle anwesenden Vertreter der Vereine, wie etwa die Narrenzunft Grenzgeister, der Landfrauen, des Musikvereins und der Feuerwehr, die sich auch aktiv durch Logistik- und Transportleistung daran beteiligten. „Dies wird die erste Windkraftanlage im Landkreis Konstanz sein, die ans Netz gehen und damit ein erstes regionales Ausrufezeichen für das Gelingen der Energiewende setzen wird“, wie Schreier konstatierte.

So geht es weiter

Nach Fertigstellung der Betonfundamente sollen die Türme der Windräder, falls die Witterungsumstände passen, bis Ende Januar stehen. Diese werden aus Beton-Fertigteilen, sogenannten Halbschalen, zusammengefügt und aufeinandergesetzt. Obenauf kommt dann das Stahlsegment mit der Gondel. Darin befindet sich das Herz jedes Windrades, nämlich das Maschinenhaus mit Rotor. Im März dann, so teilt die IG Hegauwind mit, folgt die Montage der 65 Meter langen Rotorblätter. Dies verspricht ein besonderes Spektakel, weil sie am alten Zollhaus in Wiechs auf einen Spezialtransporter, einer riesigen Plattform auf Rädern, umgeladen werden müssen. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten müssen die Rotorblätter zum Transport zu den jeweiligen Standorten auf den Verenafohren senkrecht aufgestellt werden, was hydraulisch geschehen wird. Nach der Fertigstellung im Mai erfolgt dann der mehrwöchige Probetrieb, bis schließlich im Juni oder Juli der Regelbetrieb aufgenommen werden wird.

Verenafohren: Fundamente für Windräder werden gegossen

Südkurier Artikel, 26.10.2016

Drei Fundamente werden im Wald bei Wiechs am Randen gerade in den Boden gegossen. Auf den 71-Tonnen-Sockeln sollen sich später die 200-Meter-Windräder drehen. | Bild: Jörg Braun
Drei Fundamente werden im Wald bei Wiechs am Randen gerade in den Boden gegossen. Auf den 71-Tonnen-Sockeln sollen sich später die 200-Meter-Windräder drehen. | Bild: Jörg Braun

Riesige Fundamente für die geplanten Windräder in Verenafohren werden derzeit gegossen. Lastwagen-Kolonnen bringen Material in den Wald.

Am Randen werden in diesen Tagen Fakten in Sachen Windkraft geschaffen. Und das sehr gewichtig: Die riesigen Fundamente aus Beton und Stahl für die drei Windräder werden in den Boden gegossen. Ein erstes Fundament ist bereits fertig und härtet aus, ein zweites wurde am Mittwoch gegossen und das dritte soll kommende Woche folgen, war auf Nachfrage unserer Redaktion auf der Baustelle zu erfahren. Dutzende Lastwagen mit Beton bringen das Material für die Turm-Sockel zur Baustelle mitten im Wald nahe Wiechs.

Vor einem Monat hatte das Landratsamt Konstanz der Singener Firma Solarcomplex die Teil-Baufreigabe für die Erdarbeiten und den Guss der Beton- Fundamente auf dem Bergrücken Verenafohren bei Wiechs erteilt. Das war das grüne Licht, auf das die Interessengemeinschaft Hegauwind als Betreiber der drei Windräder noch gewartet hatte. Wie berichtet hatten Windkraftgegner beim Freiburger Verwaltungsgericht gegen den Windpark Widerspruch eingelegt und sich dabei auf die immissionsschutzrechtliche Genehmigung bezogen. Doch das Freiburger Gericht sagte nein und stimmte dem Bau der Fundamente und der Erdarbeiten für die drei Türme zu.

Ohne großes Aufsehen und ohne öffentliche Ankündigung hat diese Großbaustelle mitten im Wiechser Wald nun begonnen. Kolonnenweise karren Betonlaster der Firma Meichle und Mohr tonnenweise Beton zu den drei Fundamenten. Das erste, für die „WEA 3“, die Windenergie-Anlage 3, ist schon fixfertig gegossen und ragt als graues „Ufo“ aus dem steinigen Waldboden. Fast 22 Meter ist das Fundament breit und 3,50 Meter hoch. Von ihm ist später nichts mehr zu sehen, er verschwindet wieder im Erdreich und unter dem Windrad-Turm. Der Betonsockel muss nun gut einen Monat aushärten, bevor mit dem Ausbau der eigentlichen Turmanlage begonnen werden kann, hieß es auf der Baustelle. Vorige Woche liefen hier die Arbeiten.

Am zweiten Fundament wird derzeit emsig gearbeitet. Mehr als 600 Kubikmeter Beton fließen in die Form, die von der Baufirma Max Bögl erstellt wurde. „Wir haben um vier Uhr mit dem Verfüllen des Fundaments begonnen“, berichtet Kim Neumann von der Singener Firma Birsner, die für die Betonpumpe zuständig ist, mit der das Material aus den Lastwagen in die Fundament-Form gepumpt wird. Keine Minute steht die Pumpe still. Sie wird wechselweise von zwei Lastwagen befüllt. Ist einer leer, kommt der nächste schon angerollt. Dazu fahren die Betonlaster an diesem Mittwoch kolonnenweise zur Wiechser Wald-Baustelle. Aus Kieswerken in Böhringen und Engen stammt der Beton. Die knapp 200 Meter hohen Windräder stehen später also auf einem Podest aus Hegauer Kies. „Unser Team ist schon eingespielt. Heute früh haben wir die ersten 100 Kubikmeter in einer Stunde eingefüllt“, schildert Kim Neumann.

Tatsächlich herrscht auf dieser ungewöhnlichen Großbaustelle im ansonsten still-herbstlichen Wald konzentriertes Arbeiten. „Läuft alles nach Plan“, ruft ein Betonlasterfahrer aus seinem Fahrerhaus. Am Donnerstag kommender Woche soll dann der dritte Streich folgen, das Fundament der dritten Anlage, der „WEA 1“, ist von der Firma Solarcomplex zu erfahren.

So geht’s weiter

Wenn die Betonsockel hart genug sind, kann in etwa einem Monat mit dem Aufbau der drei Türme begonnen werden. „Das wird eine besonders aufwendige Aktion“, sagt Projektleiter Christoph Tonder von Solarcomplex. Für den Bau der großen Teile sind Spezialfahrzeuge vorgesehen, genauso wie für das Anbringen der Rotorblätter mit einem Radius von 65 Metern, so Tonder. Zusammen mit dem 134 Meter hohen Turm werde die Gesamthöhe einer Anlage 199,5 Meter betragen. Wenn alles glatt laufe, soll der Betrieb der Windkraftanlagen im Frühsommer 2017 starten. Als Öko-Ausgleich für die breiten neuen Waldwege wird in Watterdingen neuer Wald angepflanzt. (Jörg Braun)

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